Hörprobe


Songtext

Mein liebes Kind,
ich hoffe, du hörst dieses Lied,
du bist gesund,
zufrieden und furchtbar geliebt,
es geht dir gut
und du hast nicht allzu große Sorgen
um dich und die Welt
und das große ganze Morgen,
denn dann hätte sich
unser Kampf gelohnt
diese Welt für euch zu bewahrn.
Doch aktuell steh ich noch vor der Frage:
Können wir es tatsächlich wagen?
Oder werden wir es tierisch bereuhn?
Werdet ihr es uns vielleicht nicht verzeihn?

Ist es aktuell ein Geschenk
in dieses Chaos von Welt
reingeboren zu werden?
Tun wir euch damit nen Gefalln?
Was würdet ihr tun, ihr aus der
nächsten Generation?

Mein liebes Kind,
ich weiß, es gibt noch sehr viel zu tun.
Wir werden wohl
uns’re Hausaufgaben
nicht ganz so schnell schaffen,
wie wir eigentlich gerne woll’n,
denn die Steine kommen nur
sehr gemächlich ins Roll’n.
Viele haben einfach noch nicht gepeilt,
wie sehr es jetzt langsam eilt,
so viel Einsatz wie möglich zu zeigen
und solange das so ist,
wird das Chaos auch bleiben.

Doch wer nicht kämpft, der hat schon verlorn.
Und hätten wir verlorn,
bräuchten wir auch nicht mehr kämpfen.
Die Hoffnung ist die Letzte, die geht
und zusammen mit ihr kämpfen wir
für eine nächste Generation.

Stell dir mal vor,
wir würden es tatsächlich schaffen,
unsere Welt
bewohnbar und lebenswert zu lassen
und dann wären da nur noch die Nachkommen
von allen, die die Erde gar nicht schützen wolln.
Und ganz schnell wär unser Lebenswerk
zunichte und gar nichts mehr Wert.
Nein, wir woll’n eine bessere Zukunft
für alle, die das künftig zu schätzen wissen.

Wir haben keine andere Wahl,
in dieses Chaos der Welt
neue Kinder zu setzen.
Denn noch ist uns nicht egal
was aus ihr wird und unserer
nächsten Generation.


Hintergrund

Heikles Thema“ sagte meine Kollegin, als wir beim Mittagessen herumflaxten, ob sie wohl die nächste ist, die schwanger wird. Warum, wollte jemand ist. „Naja, ist es aktuell noch verantwortungsvoll Kinder zu bekommen?“ Und ich wusste sofort, was sie meinte. Denn genau diese Frage beschäftigt mich selbst seit geraumer Zeit. Wir sind alle in einer Zeit aufgewachsen, die so unbeschwert war, wie eine Kindheit nur sein kann. Wir kennen es nicht, dass wir uns Sorgen um unser aller Lebensgrundlage machen müssen. Und jetzt überrollt uns gerade eine Welle an Krisen. Angefangen bei der immer näher rückenden Klimakatastrophe, über eine Fluchtwelle, die seit fast 10 Jahren kaum abreißt und das im Zuge des Klimawandels wohl auch nicht tun wird, da die bewohnbaren Teile unserer Welt immer weiter zusammenschrumpfen. Weiter geht es mit einer Pandemie, die vermutlich auch im Zusammenhang mit Klimawandel, Globalisierung und Überbevölkerung nur der Anfang ist. Und als wäre das alles nicht genug, oder vllt. auch als eine Folge von all dem, bröckeln um uns herum die Demokratien, es brechen wieder handfeste Kriege aus und überall werden Fremdenhass, Ausgrenzung und Gewalt gegen Minderheiten wieder salonfähig.
Da stellt sich selbstverständlich die Frage: Wenn wir jetzt schon absehen können, dass das alles eher schlimmer als besser wird, ist es dann nicht unfair, den eigenen Kindern ein Leben in dieser Welt, die eine so große Bürde und gesellschaftliche Verantwortung sowie auch große Gefahren birgt, zuzumuten?

Ich habe darüber mit meinen Eltern gesprochen. Und natürlich waren sie nicht direkt begeistert von meinen Gedanken und natürlich konnten sie es auch nicht in Gänze nachvollziehen. Das war zu erwarten – denn die Entscheidung und damit auch die Verantwortung dafür, liegt nicht ganz direkt in ihren Händen. Doch etwas, das sie sagten, brachte mich zum Nach- und vllt. sogar zum Umdenken. Sie würden feststellen, dass sie früher – mit all den Bedrohungen, die die Welt damals heimsuchten – niemals die Hoffnung verloren hätten. Und sie würden jetzt häufig beobachten, dass Leute in unserer Generation so hoffnungslos und ohne Glaube an das Gute seien.

Ja – ich habe zunächst auch argumentiert, das sei doch gar nicht vergleichbar, die Lebenslagen und Bedrohungen haben sich massiv verschärft… Und doch ist mir im Nachhinein eine gewisse Schizophrenie in der ganzen Sache aufgefallen:
Wenn wir keine Hoffnung mehr haben und uns daher dagegen entscheiden, Kinder zu bekommen, müssten wir eigentlich auch anerkennen, dass jegliche Bestrebungen, die Welt zu retten, keinen Sinn mehr ergeben und wir einfach unsere Zeit, die uns noch bleibt, in vollen Zügen genießen müssten, anstatt diese wertvolle Zeit mit sinnlosem Engagement und eingeschränkter Lebensweise zu verschwenden.
Andersherum, wenn wir noch kämpfen, ist das der ultimative Beweis dafür, dass wir noch Hoffnung haben, das Steuer herumreißen zu können. Und wie ich in meinem Lied singe, wäre es nicht absurd, wenn wir das am Ende schaffen, aber keine Nachkommen mehr da sind, die dieses Erbe verantwortungsvoll weiterführen? Dann wäre alles umsonst gewesen und unser Engagement, für das wir teilweise große Opfer bringen, sinnlos. Etwas provokativ gesprochen könnte eine Folgerung daraus sogar sein, dass wir möglichst viele Kinder bekommen müssen, um viele Menschen in der nächsten Generation zu haben, die (hoffentlich) für unsere Ziele weiterkämpfen.

Letztendlich muss das natürlich jede:r für sich selbst abwägen. Aber ich für mich nehme aus diesen Gedankengängen zumindest schon mal die Bewusstheit mit, dass ich noch Hoffnung habe, dass wir es irgendwie schaffen werden und die ganz große Katastrophe abwenden oder zumindest abschwächen können. Dieses Bewusstsein geht mir in dem großen, wahnsinnigen Karussell dieser Welt manchmal verloren.

So weit zum Hintergrund meines Liedes „Für die nächste Generation“ – heute mal ganz ohne jegliche Quellenangaben und einfach aus den Tiefen meiner Gedankenwelt zusammengeschrieben. Ich hoffe, ihr verzeiht mir diesen unwissenschaftlichen Beitrag und könnt für euch etwas draus mitnehmen ♡