Hörprobe
Songtext
Diese Wut in mir, da ist sie
gerade war sie noch nicht da
Kommt und geht so wie sie will
völlig unberechenbar
Fragt nicht nach, wie es mir geht
oder ob’s mir gerade passt
Nimmt die Zügel in die Hand
mit dem Kopf – ab durch die Wand.
Jedes Mal ist es das gleiche.
Keine Gnade vor der Welt,
vor dir oder mir selbst.
Jedes mal willst du mir beisteh’n.
Doch wie soll das funktionier’n,
wenn ich nicht – ich selber bin?
Diese Traurigkeit, da ist sie
gerade war sie noch nicht da
Sieht das Leid dort in der Welt
ja, dafür ist sie da!
Lässt die Flügel plötzlich häng’n
Schleusen auf, wir sehen rot
Auf dem Wasserfall hinunter
geht es ohne Rettungsboot.
Jedes Mal ist es das gleiche.
Keine Gnade vor der Welt,
vor dir oder mir selbst.
Jedes mal willst du mir beisteh’n.
Doch wie soll das funktionier’n,
wenn ich nicht – ich selber bin?
Diese Schmerzen – Halleluja! –
vom Bauch bis in den Kopf.
Diese Unmengen an Blut –
alles klar, ich lebe noch!
Soll trotzdem funktionieren
Schule, Uni oder Job
Egal, Schmerztablette rein
Ach komm, eine – geht doch noch!
Jedes Mal die gleiche Scheiße!
Gleichberechtigt ist das nicht,
warum trifft es nicht mal dich?
Sag mir mal, was ich hier leiste,
wofür ist das eig’ntlich gut
und wofür – das ganze Blut..?
Hintergrund
Periode, Blutung, Unterleibsschmerzen, Tage, Menstruation, Tampon, Binde, … Diese Wörter kann man auch in der heutigen Gesellschaft noch nicht frei aussprechen, ohne bei dem Gegenüber Ekel, Abneigung, Belustigung oder Abwertung auszulösen. Manchmal bekommt man immerhin Mitleid, manchmal auch Zuspruch. Aber wirklich helfen tut uns das leider noch nicht. Ich habe jedes Mal ein scheiß Gefühl, wenn ich mich krankmelden muss, weil mich mal wieder Unterleibsschmerzen oder Migräne plagen. Ich denke immer: „Nein! Ich bin nicht krank! Ich bin einfach eine Frau!“ Und wie Sarah Lesch in ihrem Lied „Drunter machen wir’s nicht“ singt:
„Ich blute und leide Schmerzen und zahl dafür noch Geld.“
https://genius.com/Sarah-lesch-drunter-machen-wirs-nicht-lyrics
Genau! Zu allem Überfluss dürfen wir auch noch jeden Monat Hygieneartikel und ggf. Schmerzmittel kaufen, um alles ein wenig erträglicher zu machen. 6816 € gibt frau dafür durchschnittlich in einem Leben aus. Inzwischen immerhin „nur“ noch mit 7 % Steuern belegt – es gibt allerdings Länder, in denen Hygieneartikel komplett steuerfrei verkauft werden.1 Das wäre doch schon mal ein Anfang, Deutschland.
Ein weiterer, in meinen Augen notwendiger Schritt ist es, das Thema zu enttabuisieren und zu entstigmatisieren. Eine Maßnahme dafür könnten wir uns z. B. aus Spanien abgucken, wo Frauen jetzt die Möglichkeit haben, sich wegen ihrer Periode nicht mehr krankmelden zu müssen, sondern Menstruationsurlaubstage nehmen können. Zwar ist dafür die Ausstellung eines ärztlichen Attests nötig, aber die Tage werden immerhin nicht als Krankheitstage angerechnet.2
Eine erste gute Entwicklung, die ich aktuell in Deutschland wahrnehme, ist die stärkere Publikmachung der Erkrankung Endometriose. Wie viele typische Frauen-Krankeiten ist Endometriose noch nicht gut erforscht. Doch wird verstärkt darauf hingewiesen, wie viele Menschen davon betroffen sind, und dass sich Menschen, die unter starken Regelschmerzen und weiteren Symptomen leiden, dahingehend untersuchen lassen sollten. Viele ausführliche Informationen zum Thema liefert z. B. die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V.. Leider habe ich kürzlich trotz dieser positiven Entwicklung noch selbst bei zwei Ärztinnen erleben müssen, wie mit Nachdruck auf die schwierige Diagnosestellung bei Endometriose hingewiesen wurde, anstatt mich zu bestärken, der Sache auf den Grund zu gehen. Ja, es ist in letzter Instanz eine Bauchspiegelung, die das Krankheitsbild mit Sicherheit diagnostizieren lässt. Aber es kann zunächst auch schon mal für einen ersten Befund ein MRT gemacht werden. Also Mädels, setzt euch dafür ein, dass es untersucht wird, wenn ihr auch unter extremen Schmerzen leidet! Es gibt zwar (noch) keine Heilungsmöglichkeit, bzw. ein hohes Risiko wieder zu erkranken, nachdem die Herde einmal entfernt wurden, aber es gibt uns die Möglichkeit, uns gezieltere Hilfe zu suchen. Ein kleiner Erste-Hilfe-Tipp von mir: Mönchspfeffer! (Weitere Infos dazu gibt es hier: https://endometriose.app/moenchspfeffer-bei-endometriose/)
Einen letzten Absatz möchte ich noch dem Thema PMS widmen. Und nein, das ist nicht einfach eine Sache, die nur wenige betrifft und die, wie in einer gewissen Sitcom, Grund zur allgemeinen Belustigung ist. Genaue Zahlen zu finden ist schwierig (warum auch, betrifft ja nur Frauen…). Es wird aber davon ausgegangen, dass etwa ein Drittel aller Frauen unter PMS-Symptomen leidet.3 Das Syndrom hat zur Folge, dass Betroffene bereits in der Woche vor der schmerzhaften Periode an extremen Stimmungsschwankungen, Migräne und ähnlichen Symptomen leiden (auch hier kann der o. g. Mönchspfeffer übrigens unterstützend wirken). Ich persönlich versuche wichtige Termine nicht in diese Zeit zu legen, da ich weiß, dass ich in diesen Tagen mich nicht unbedingt auf meine Emotionsregulation verlassen kann. Erzählen tue ich das natürlich nicht – ich kann einfach besser in anderen Wochen. Nicht, dass der Gedanke aufkommt, ich würde schlechtere Arbeit leisten als männliche Kollegen oder als weibliche Kolleginnen, die davon nicht betroffen sind…
Abschließend noch ein Musiktipp von mir: Dieser „Tage“ bin ich über ein Lied gestolpert, dass das weibliche Zykluskarussell schön und ein wenig humoristisch zusammenfasst: „Dieter Das Regeltagebuch“ von Miss Allie. Es hat es auch direkt in meine neue Perioden-Playlist „Heldin des Monats“ mit einigen Power-Frauen-Power-Liedern geschafft. Vielleicht gibt sie euch ja bei der nächsten Periode auch ein wenig Trost ❤ Sobald mein Lied „Heldin des Monats“ auf Spotify ist, wird es selbstverständlich auch hinzugefügt!
Quellen:
- https://de.statista.com/themen/8624/menstruation/#topicOverview
- https://www.zdf.de/nachrichten/politik/spanien-menstruationsurlaub-gesetz-in-kraft-100.html
- https://www.quarks.de/gesundheit/was-ist-dran-an-pms/